Gastbeitrag von Sven Lehmkuhl

Druck nehmen – Gelassenheit gewinnen

Es gibt immer mal wieder Situationen, in denen wir uns nicht so verhalten wie wir es uns wünschen und uns nachträglich darüber ärgern oder sogar dafür schämen. Vielleicht weil wir meinen, unseren eigenen Ansprüchen nicht zu genügen oder auch den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden. So oder so: Fehlende Anerkennung kann unser Selbstwertgefühl und unsere Selbstsicherheit stark beeinträchtigen.

Die Dosis macht den Unterschied: Eine ehrliche, kritische Selbstreflexion ist hilfreich, um aus persönlichen Erfahrungen nützliche Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft zu generieren. Einseitig übertriebene Selbstkritik bremst dagegen das Selbstwachstum aus und erhöht die Stressbelastung.

Manche Menschen neigen dazu, sich selbst regelrecht auszulaugen, indem sie ihre „Fehler oder Schwächen“ in der schwierigen Situation immer und immer wieder in Gedanken durchleben statt sich mit ihrem Ressourcenaufbau für künftige Herausforderungen zu beschäftigen. Sie fahren Nonstop-Gedankenkarussell.

Was ist, darf sein – sonst bleibts

Fritz Perls

Selbstwachstum bedarf der Annahme dessen, was ist, auch unangenehmer, belastender bzw. schmerzlicher Gefühle. Und der Fähigkeit zur Selbstregulation dieser Gefühle, um in schwierigen Situationen eigene Ressourcen aktivieren und Kraft aus sich selbst schöpfen zu können.

Die folgende Übung dient dazu, eine freundlichere und verständnisvollere Haltung sich selbst gegenüber einzunehmen. Das hilft, sich selbst zu beruhigen und aus einer schwächenden in eine stärkende Gefühlslage zu kommen, die achtsames und flexibles Handeln ermöglicht. Das ist aktive Stärkenorientierung statt Selbstzerfleischung.

Übung: Dein Selbst-Mitgefühl-Mantra

Beispiel-Formulierung:

Das ist jetzt gerade schwierig. Und es ist menschlich, es geht allen Menschen mal so. Ich kann jetzt freundlich und verständnisvoll mit mir umgehen. Ich darf Mitgefühl mit mir haben.

Deine eigene Formulierung: Finde deine „Mantra“-Formulierung, die für dich passt und dich spürbar entlastet.

Deine Mantra-Anwendung

Erinnere dich an eine schwierige Situation, in der du dich vielleicht unsicher oder sogar hilflos fühltest. Womöglich hat dich deine Wahrnehmung und Bewertung der Situation noch längere Zeit in deinen Gedanken verfolgt.

Versetze dich in deiner Vorstellung dorthin zurück, mit allen Eindrücken. Verbinde dich dann mit deinem Selbst-Mitgefühl-Mantra, indem du dir deine eigene Formulierung vergegenwärtigst und „schlüpfe“, so wie es dir gerade möglich ist, in diese Haltung des Selbst-Mitgefühls.

Was ist jetzt anders? Was ändert sich bezogen auf dein Gefühl, dein Denken und deine Handlungsmöglichkeiten?

Erfahrungen sammeln

Praktiziere regelmäßig dein Selbst-Mitgefühl-Mantra im Alltag, damit dir diese innere Haltung in „Fleisch und Blut“ übergeht. Ein Tipp: Die Verkörperung deines Mantras kannst du z. B. mit einer äußeren (Körper-)Haltung, Bewegung, Geste oder auch einem bedeutsamen Symbol, soweit diese körperlichen und visuellen „Anker“ nicht bereits anderweitig belegt sind, wirksam unterstützen.

Wenn du dann künftig mit schwierigen Situationen konfrontiert wirst – die Basis für dein Selbstwachstum – nutze deine Formulierung und prüfe einmal, ob du folgende oder ähnliche Erfahrungen mit deinem Selbst-Mitgefühl-Mantra machst:

Nimmt Druck

Gibt Gelassenheit

Löst Blockaden

Stärkt das Vertrauen in die eigenen Ressourcen

Lässt Handlungsenergie fließen

Steigert das Selbstwertgefühl.

Ich wünsche dir viel Freude und Gelassenheit mit dieser Übung!

Wie war es für dich? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Wenn du magst, teile mir gerne deine Erlebnisse mit.

Sven Lehmkuhl

Naturcoach & Coach für achtsame Selbstführung

www.klaerwerk-meinweg.de

Quelle: Die Inspiration zur Übung stammt aus dem Kurs Positive Psychologie „Aufblühen statt Ausbrennen“ (© Inntal Institut, Daniela Blickhan).